Junge Hunde und Katzen aus Osteuropa überschwemmen Berlin. Viele Tiere überleben schon den Transport nicht, andere nur wenige Tage bei ihren neuen Besitzern.
Im Internet existiert eine Adresse, auf der angeblich qualifizierte Händler den tierlieben Berlinern günstig junge Tiere – meist Hunde und Katzen – anbieten. Hier kann man sein „Wunschtier“ bestellen… und wenige Tage oder Wochen später wird schon geliefert. In Sammeltransporten werden die Tiere nach Berlin gebracht und über Strohmänner mit offensichtlich gefälschten Papieren verkauft. Aus der Erfahrung in meiner Praxis sind diese Tiere
viel zu jung, da sie in der Regel schon mit vier Wochen verkauft werden
nicht geimpft und nicht entwurmt – allein schon, weil sie dafür zu jung sind
unsachgemäß ernährt
krank – bei solchen Katzen diagnostizieren wir regelmäßig Katzenschnupfen und auch Katzenseuche. Hunde leiden meistens unter ernährungsbedingten Durchfällen, Staupe und Parvovirose
Nils mit einem Welpen vom Polenmarkt
Er stammt von einem polnischen Straßenverkäufer in Berlin. Das viel zu junge Tier hat 200 Euro gekostet. Schon am zweiten Tag kränkelte es, am dritten kam es zu uns in die Praxis. Wir haben das Tier behandelt und Nils hat für den dringend notwenditen Körperkontakt gesorgt. Doch alles hat nichts genützt. Die Parvovirose war stärker. Am nächsten Tag war der Welpe tot. Wir bekommen jeden Monat einige Tiere aus solch dubiosen Quellen. Die meisten schaffen es, wie dieser niedlichen Kerl, leider nicht.
Nach Aussagen einiger Betroffener haben polnische Händler in Berlin Wohnungen angemietet, um diese illegalen Geschäfte auf Kosten der Tiere abzuwickeln. Wenn sie auffliegen, wechseln sie einfach den Bezirk und die Quälerei geht weiter. Sie wissen genau, dass dann ein anderer Amtstierarzt zuständig ist, der dann wieder auf Kommissar Zufall angewiesen ist. Wir in unserer Praxis zeigen deshalb jeden Verkauf eines ‚Frühchens‘ bei der Behörde an. So konnten schon einigen Tierquälern wenigstens zeitweise ihr widerliches Handwerk gelegt werden. Eine in Belgien wegen illegalen Tierhandels polizeilich gesuchte Frau wurde 2009 aufgrund einer solchen Anzeige in Steglitz verhaftet. Meine Tipps für alle erwartungsfrohen Herrchen und Frauchen: Seien Sie auf das Schärfste misstrauisch, wenn Ihnen:
Tiere preisgünstig angeboten werden
Keine Impfpässe oder sonstigen Papiere ausgehändigt werden
Hunde nicht gechippt sind
Der vermeintliche Züchter mehrere Hunderassen zur Auswahl anbietet
Der Züchter das Muttertier nicht zeigt
Bei Katzen das Muttertier als verstorben ausgegeben wird
Wenn Sie einen Verdacht hegen, bestehen Sie darauf, dass sich der Händler ausweist. Wenn er das nicht macht, kaufen Sie auf gar keinen Fall und informieren Sie mich.
Mein Tipp: Informieren Sie sich beim Tierheim Berlin oder in den Tierheimen des Umlandes (Brandenburg, Cottbus, Potsdam… ). Dort warten viele Tiere sehnsüchtig auf ein neues Zuhause.
Tierarztpraxis Dr. Renate Lorenz
Oberhofer Weg 68
Berlin: 711-63-57
Telefon: + 49 (030) 711 63 57